Das Ziel ist klar gesteckt – bis 2020 sollen eine Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen rollen. In 2018 wurden bislang um die 19.000 Elektroautos zugelassen, insgesamt waren im Januar 2018 knapp 54.000 reine Elektroautos in Deutschland angemeldet. Das ist viel zu wenig!
Zu wenig, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, aber vor allem zu wenig, um einen wirksamen Beitrag zur Reduzierung schädlicher Klimagase im Sektor Verkehr zu leisten. Der Klimawandel ist real und wir haben seine möglichen Folgen mit extremen Wettereignissen in diesem Sommer deutlich zu spüren bekommen. Wir werden den Klimawandel nicht aufhalten, wenn wir weiter so machen, wie bisher! Aber woran liegt es, dass der Umstieg auf die Elektromobilität stockt? Ist es die Skepsis gegenüber der noch neuen Technologie, ist es mangelnde Einsicht in Hinblick auf die Notwenigkeit oder sind es die vergleichsweisen hohen Anschaffungskosten?
Die viel zu langen Lieferzeiten für Elektroautos sind im Moment das entscheidende Problem. Es gibt tatsächlich viele Menschen in Deutschland, die bereit zur Veränderung sind, die Nachfrage nach Elektroautos hat sogar die Hersteller überrascht: sie liegt deutlich über den Erwartungen. Diese hohe Nachfrage ist ein gutes Zeichen, denn sie zeigen, dass die Menschen in unserem Land verstanden haben, was auf dem Spiel steht. Wenn man dann aber auf ein E-Auto nach Vertragsunterzeichnung ein Jahr warten muss, dann vergeht vielen die Lust und die Unsicherheit wächst: Auf den Hyundai Ioniq Elektro wartet man beispielsweise ein Jahr, auf den Smart Fortwo ED mindestens zehn Monate, obwohl er in Deutschland produziert wird. Ähnlich sieht es auch beim VW Golf E aus. Immerhin gibt es einige Modelle, die auch schon nach einem halben Jahr geliefert werden können, aber auch das ist für viele Interessierte noch zu lange. Die Hersteller nennen als Grund für die langen Lieferzeiten die hohe Nachfrage, die die Planungen übertroffen haben. So habe die Umwelt- und Zukunftsprämie seit August 2017 die Nachfrage erheblich angekurbelt. Das wiederum zeigt, dass die Regierung mit dem Förderprogramm von 4.000 EUR und die Befreiung von der KFZ-Steuer in den ersten zehn Jahren eine wichtige Grundlage für den Anstieg der Nachfrage gelegt hat. Aber wenn es dann aufgrund der langen Lieferzeiten zu Unsicherheiten kommt, ob die Prämie überhaupt ausgezahlt wird (das Fahrzeug muss spätestens nach neun Monaten nach Antrag mit Kaufvertrag beim Bafa eingereicht werden) verpufft dieser Effekt wieder. Hier muss nachgebessert werden, um die volle Wirkung des Umweltbonus zu erwirken.
Viele Sorgen hinsichtlich der Elektromobilität sind unbegründet und die hohe Nachfrage nach E-Autos zeigt, dass das auch mittlerweile sehr viele Menschen verstanden haben. Ich selber habe eine Urlaubsreise quer durch Deutschland gemacht, ohne ein einziges Mal Probleme mit der Reichweite zu haben. Das Aufladen des E-Autos lässt sich hervorragend mit aktuellen Apps im Voraus planen und es stehen schon jetzt ausreichend Ladesäulen zur Verfügung. Bei der Anschaffung sind die Förderprogramme, Steuervergünstigungen und günstigeren Verbrauchskosten mit einzukalkulieren. Und darüber hinaus sind Elektroautos bedeutend wartungsärmer – Verschleißteile müssen seltener ausgetauscht und weniger Reparaturen vorgenommen werden.
Berücksichtigt man das alles, dann kann man sagen, dass die Zeit wirklich reif ist, für den Umstieg auf die Elektromobilität. Nun muss die Industrie nur noch das wachsende Interesse bedienen können – und da wünschen sich viele nicht nur kürzere Lieferzeiten sondern auch eine größere Auswahl an unterschiedlichen E-Auto Modelle. Hier werden die Hersteller bald nachziehen und das E-Auto für den Massenmarkt öffnen, da bin ich mir sicher.
Frank Groneberg