Photovoltaikanlagen können die Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben und Unternehmen nachweislich erhöhen: Die angekündigte Kürzung der Einspeisevergütung für größere Photovoltaikanlagen ab 40 kWp ist für alle Unternehmen und Betriebe schlichtweg egal, die ihren Strom selber nutzen. PV-Projekte zur Volleinspeisung ins Netz hingegen werden unattraktiver.
Über die Entwicklung der Photovoltaikbranche in den letzten Jahren kann jeder eigentlich nur dankbar sein. In Zeiten, in denen der Klimawandel mit all seinen weitreichenden Folgen und extremen Wetterereignissen immer präsenter wird, hat sich die Solarenergie in vielen Teilen der Welt zur günstigsten Stromquelle gemausert. Zur günstigsten Stromquelle! Das bedeutet, die Photovoltaik ist günstiger als Kohle, Öl, Atom. Und gleichzeitig regenerativ, sicher und überall verfügbar.
Diese Entwicklung kommt allen zugute – dem Klima und den Nutzern des günstigen, sauberen und sicheren Stroms. Umso mehr verwundert es, dass das Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Energiesammelgesetzes auf einmal eine Kürzung der Einspeisevergütung um 20% für Anlagen mit einer Leistungsspanne von 40 bis 750 Kilowattpeak (kWp) noch bis zum Jahreswechsel durchsetzen will. Warum? Und warum ausgerechnet für das Segment, was maßgeblich zum Wachstum der Erneuerbaren Energien am Gesamtstrommix in der Zukunft beitragen würde? Das ist widersprüchlich.
Die Antwort aus dem Bundeswirtschaftsministerium lautet so einhellig wie eindeutig: Überförderung. Die Solarbranche sei in diesem Segment schlicht überfördert und deshalb solle die Einspeisevergütung ab dem 1. Januar sinken. Was stimmt: Die Modulpreise, die Kosten für die gesamte Hardware sind in den letzten Jahren massiv gesunken. So sehr, dass es für deutsche Hersteller fast unmöglich ist, mit Hardware noch nennenswerte Margen zu erzielen. Die Konkurrenz aus Asien liefert die verschiedenen Komponenten zur Errichtung von Solaranlagen zu stetig günstigeren Preisen – und diese Preise werden auch in Zukunft noch weiter fallen. Aber sind die Preise mittlerweile so günstig, dass die Einspeisevergütung so drastisch gekürzt werden kann?
Die Antwort lautet: Es kommt darauf an, wofür der Strom gebraucht wird. Für die, die ihren Strom selber nutzen wollen, ist die Entscheidung des Bundesministeriums schlichtweg egal: Für den Eigenverbrauch braucht die Solarenergie längst keine Förderung mehr. Denn dann sind die Kosten für die schlüsselfertige Errichtung mittlerweile so günstig, dass sie durch die Einsparungen durch den Eigenverbrauch allemal gedeckt werden und darüber hinaus eine attraktive, gut kalkulierbare Rendite liefern. (Der selbst erzeugte Strom kostet mittlerweile je nach Anlagengröße nur um die 8 Cent pro Kilowattstunde – und das ohne weitere Nebenkosten.) Besonders profitieren daher die Betriebe und Unternehmen, die viel Strom benötigen – und das bestenfalls am Tage. Aber der Preisnachlass betrifft mittlerweile auch die Stromspeichersysteme. So wird eine Kopplung auch für Unternehmen interessant, die den selbst erzeugten Strom in der Nacht nutzen wollen. Die Unternehmen und Betriebe profitieren umso mehr, je höher ihre Eigenverbrauchsquote ist. Mit Solarstrom erhalten die Unternehmen ihren günstigen Strom preisstabil, also unabhängig von steigenden Strompreisen der Versorger und dazu noch 100% umweltfreundlich. Es gibt für das Segment der Eigenverbraucher viele überzeugende Argumente für den Einstieg in die Photovoltaik – die gänzlich unberührt bleiben von dem Vorhaben des Bundeswirtschaftsministeriums.
Für den anderen Teil der Photovoltaikakteure liegen die Dinge etwas anders: Ausbremsen wird eine Reduzierung der Einspeisevergütung um 20% all diejenigen Investoren, die den erzeugten Strom voll einspeisen wollen. Ein sehr wichtiges Segment, wenn es um die Erreichung der Zubauziele erneuerbarer Energien – die ja von der Regierung selbst ausgeschrieben wurden – geht. Aus dieser Perspektive ist die Ankündigung nicht nachvollziehbar und für die grüne Energiewende schädlich. Mühsam haben sich die Zubauraten hier in Deutschland für die Einspeisung ins Netz erholt und werden nun aufs Neue auf Talfahrt geschickt. Hier kann man nur hoffen, dass die Kritik aus der Branche erhört wird und vor allem eine zeitliche Verschiebung für die Umsetzung des Vorhabens gewährt wird.
Euer Nils Brodersen von SPR Energie